Afrikanische Spirituals in St. Joseph

Schütte-Chor wechselt zwischen Zeiten und Kontinenten

Das „Konzert zum Epiphanias“ in der Stadthäger St.-Joseph-Kirche hatte der gastierende „Schütte-Chor“ aus gegebenem traurigen Anlass spontan in eine Benefizveranstaltung für die Flutopfer in Südostasien umgewandelt. Viele Interessenten waren der Einladung gefolgt.

Der Auftritt des nunmehr 30 Jahre bestehenden Ensembles bewegte sich – wie nicht anders gewohnt – auf künstlerisch hohem Grad. Wieder einmal faszinierte die Leichtigkeit der Stimmen, gleich, ob geistliche Weisen oder Weihnachtslieder aus verschiedenen Epochen offeriert wurden.

Zu der von Jürgen Schütte gespürreich aktivierten Musikalität gesellte sich eine imponierende plastische Gestaltung der dargebotenen Weisen. Der durchlichtete, oft geradezu schwebende Klang, die perfekte Balance zwischen den einzelnen Gruppen, die saubere Diktion: Das alles weist der Gemeinschaft einen exponierten Platz zu. Bei den geschmeidig und kraftvoll zugleich zelebrierten Spirituals und Gospels aus Nordamerika musste Dirigent Schütte nichts forcieren, sondern konnte sich ganz auf seine bestens trainierte Mannschaft verlassen.

Dass die Crew zudem gute solistische Ressourcen besitzt, bewiesen Elisabeth Reineke, Maren Gaßmann und Kerstin Thieler, die sich dem Pulsschlag der von ihnen vorgetragenen Stücke ideal anpassten. Mit einem ungewöhnlichen Crossover, nämlich tüchtig pulsierenden, wirksam in den Raum gestellten Spirituals aus Afrika, landete die von Klaus Rohrbach an der afrikanischen Trommel unterstützte, inspirierte Interpretenschar auch in Stadthagen einen echten Volltreffer.

Die Vokalisten verwandelten die fremdartigen Linienführungen geschickt in äußerst lebendigen Gesang. Die Fähigkeit des „Schütte-Chors“ an diesem Abend, spielend zwischen Zeiten und Kontinenten zu wechseln, gefiel dem angetanen Publikum hörbar.

Dietlind Beinssen

Schaumburger Nachrichten vom 12.01.2005